RICHARD HARTMANN

Symbolfigur der Industrialisierung in Sachsen

Richard Hartmann (1809 – 1878) wurde im Elsass geboren und kam 1832 nach Chemnitz. Heute gilt er als Prototyp einer ganzen Unternehmergeneration im damaligen „sächsischen Manchester“. Noch zu Lebzeiten wurde er als sächsischer „Lokomotiven-König“ bekannt und so zu einem der prominenten Bürger der Stadt Chemnitz. Er gilt als eine Symbolfigur der Industriellen Revolution in Sachsen.

Vom Elsass nach Chemnitz

Hartmann kam im März 1832 nach Chemnitz, wo er zuerst in der Firma C.G. Haubold als Akkordmeister arbeitete. 1837 kaufte er die Werkstatt des Maschinenbauers Friedrich August Schubert. Gleichzeitig erwarb Hartmann, der als Elsässer ein Ausländer war, die Bürgerrechte. Das Ziel des Neu-Chemnitzers: Der Bau von Lokomotiven. Der sächsische Eisenbahnbau erlebte in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts einen kräftigen Aufschwung, in dem auch Hartmann seine Chance sah. Zusammen mit seinem Ingenieur Steinmetz reiste er nach England, um sich dort über den Lokomotivbau und die notwendigen Maschinen und Ausrüstungen zu informieren. England war damals im Lokomotivbau führend.

Gründung des Lokomotivbaus

Nach seiner Rückkehr gründete Hartmann 1843 eine „Locomotivbauanstalt“. Zur Finanzierung war er auf staatliche Subventionen angewiesen, die damals für Vorhaben im Maschinenbau gewährt wurden. Als Startkapital zahlte ihm die sächsische Staatsregierung ein für zehn Jahre zinsloses Darlehen in Höhe von 30.000 Talern. 1847 begann Hartmann mit diesem Kapital den Lokomotivbau. Bereits am 5. Februar 1848 wurde die erste Lokomotive für die „Sächsisch-Bairische Staatsbahn ausgeliefert. Sie wurde auf den Namen „Glück auf“ getauft und war zum Einsatz für die Strecke von Leipzig nach Hof bestimmt. Die Lokomotive hatte eine Gesamtlänge von 7,5 Metern und wog 24 Tonnen. Sie erreichte eine Leistung von 180 PS. Für die Überführung zum Bayerischen Bahnhof in Leipzig wurde sie zerlegt und mit Pferdegespannen über die Landstraße transportiert.

Aufstieg zum „Lokomotiven-König“

Die Lokomotive bewährte sich und war die Grundlage für Richard Hartmanns Aufstieg zum „Lokomotiven-König“. Das Unternehmen wurde zum Hauptlieferanten für die sächsischen Eisenbahnen. Bis 1929 stellten die Hartmann-Werke insgesamt 4699 Lokomotiven her. 1923 erreichte das Unternehmen mit 11.000 Mitarbeitern die höchste Beschäftigtenzahl.

Die Entstehung der „Sächsischen Maschinenfabrik zu Chemnitz“

Neben dem Lokomotivbau entwickelte sich der Geschäftszweig des Werkzeugmaschinenbaus. 1857 entschloss sich Hartmann eine eigene Abteilung für den Werkzeugmaschinenbau einzurichten. Das Unternehmen fertigte schon bald schwere Werkzeugmaschinen unter anderem für den Schiffsbau, für Hüttenwerke und für die Geschützfertigung. Aus der kleinen Abteilung mit anfangs drei Arbeitern wuchs eine Maschinenbaufabrik mit 2000 Beschäftigten heran.

1870 wurde das Hartmannsche Unternehmen in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 2,5 Millionen Talern umgewandelt. Ab diesem Zeitpunkt firmierte das Unternehmen als „Sächsische Maschinenfabrik zu Chemnitz“. Neben dem Lokomotivbau und dem Werkzeugmaschinenbau gehörten inzwischen auch Spinnereimaschinen, Webereieinrichtungen, hydraulische Motoren, Dampfmaschinen und Mühlenausrüstungen zum Produktionsprogramm.

Richard Hartmann starb am 16. Dezember 1878. Sachsen und Chemnitz verloren damals einen ihrer führenden Industriellen.